Das neuronale Netzwerk „Default Mode Network“ (zu deutsch „Ruhezustandsnetzwerk“) ist ein Areal, das unter anderem für die Produktion innerer Bilder im Gehirn zuständig ist. Dies gilt auch für die Tagträumerei — ein Zustand, der für die künstlerische Auseinandersetzung mit Fläche und Farbe für die Malerin Stella Oh konstitutiv und maßgeblich ist. In ihren großformatigen Malereien, Aquarellen, Tuschezeichnungen, Gedichten und Worten auf Papier, verdichten sich Gefühlszustände, die in atmosphärische, momenthafte Erinnerungsbilder übersetzt werden. Der vulnerable Moment, in dem Farbe auf die meist großformatige, auf dem Boden liegende Leinwand trifft bzw. von der Künstlerin darauf aufgetragen wird, ist geprägt von Konzentration und Expression, Gestus und Zufall, Kontrolle und Willkür. Diese „Momentaufnahmen“ oder „Flashbacks“ entstehen aus einem Zusammenspiel zwischen äußeren und inneren Faktoren und spiegeln sich in den Farb- und Formenstimmungen der Bilder wider. Die im Kunstverein realisierte Einzelausstellung lädt dazu ein, voll und ganz in der Betrachtung der Arbeiten der Künstlerin zu versinken und dabei eine Bindung oder Beziehung zu dem Werk als auch zu all dem, was geschehen ist oder geschehen sein könnte, aufzubauen. Aus dieser kontemplativen Perspektive ergibt sich erneut eine Vulnerabilität, die einen Rückbezug zum ursprünglichen Schmerz herstellt, der den Anbeginn des gesamten künstlerischen Prozesses markiert.